Hoffmann von Fallersleben
in Mecklenburg
Die Gedanken sind frei
Auf der Flucht vor Denunziation, Dogmatismus und Obrigkeitswahn im 19.Jahrhundert fing ihn seltsamerweise gerade das Land auf, das politisch im Deutschen Bund am rückständigsten erschien. Aber wie so oft in der Geschichte unserer Welt zählt nicht immer der vermeintliche gesellschaftliche Fortschritt oder Rückschritt, sondern nur der Mensch.
Deutschsprachiger Raum im 19.Jahrhundert aus dem Blickwinkel
von
Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Musik
Jahrelang auf der Flucht vor gesellschaftlicher Willkür fand er Zuflucht in Mecklenburg .
Holldorf bei Brüel v. 17.März 1843 R.C. Müller
Sehr geehrter Herr, Aus den Zeitungen ersehe ich, dass Sie augenblicklich in Berlin sind, wo diese Zeilen Sie hoffentlich noch treffen werden. Zur größten und wahren Hochachtung für Sie, durch Ihre Ansichten & das Aussprechen derselben hingerissen& tief empört über die Ihnen widerfahrene Unbill biete ich Ihnen einen sorgenfreien Aufenthalt in meinem Hause an, ein Mehre oder Besseres habe ich leider nicht Ihnen zu bieten.
Heilig & fest versichere ich Sie aber , daß dies aus aufrichtigem Herzen geschieht & würden Sie mich unendlich glücklich machen, wenn Sie es sich möglichst lange bei uns gefallen lassen wollten, unser Leben ist ein sehr einfaches Landleben, ich verspreche aber alles nur Mögliche zu thun, um es Ihnen hier erträglich zu machen, gewähren Sie daher meine Bitte, wer Sie, wenn es irgend möglich ist, wenn auch nur auf kurze Zeit unser Hausgenosse, schlagen Sie ein, kommen Sie versuchen Sie es!!!
Mein Wohnort ist das Gut Holldorf bei Brüel unweit des Schweriner Sees, es ist von mittlerer Größe, gehört meinem Schwiegervater, von dem ich es gepachtet habe, Annehmlichkeiten & Schönheiten besitzt es weiter nicht als eine regelmäßige Lage, einige hübsche Aussichten & ein niedliches Gehölz.
Mit größerer Hochachtung als ich bisher jemand in meinem Leben
gegrüßt habe, grüßt Sie verehrter Herr
Ihr gehorsamster R.C. Müller